Gäste aus den Fernmärkten sorgten in den letzten zehn Jahren vor der Pandemie für die höchsten Wachstumsraten bei den Hotellogiernächten. Das Potenzial in den Fernmärkten ist aus historischen und demografischen Gründen im Vergleich zu den «reifen» Nahmärkten bedeutend höher.

 

Die durch die Fernmärkte generierten Hotellogiernächte 2022 liegen immer noch unter dem Vorpandiemiejahr 2019. Dafür haben die einheimischen Gäste kräftig zugelegt.

Auch wenn für den Schweizer Tourismus das Jahr 2022 eine langsame Rückkehr zur touristischen Normalität vor Ausbruch der Pandemie markierte, fiel die Bilanz in den Fernmärkten wenig positiv aus. Die Übernachtungszahlen in der Hotellerie lagen dort noch immer um fast 35 % unter dem Niveau von 2019. Das entspricht einem Defizit von fast 3,3 Millionen Übernachtungen. Der Übernachtungsrückgang konnte auch nicht durch die einheimischen Gäste kompensiert werden, trotz der nach wie vor hohen Begeisterung für Ferien im eigenen Land – mit einem Rekord von plus 17,5 % Hotellogiernächten gegenüber dem Vorpandemieniveau 2019. Für die Gesamtbilanz resultierte schliesslich ein Defizit von 3,3 % im Vergleich zu 2019.

Hohes Wertschöpfungspotenzial bei Fernmärktegästen von USA bis China

Gäste aus den Fernmärkten sind zwar für «nur» durchschnittlich 18 % aller Hotellogiernächte jährlich verantwortlich (2013 bis 2022), tragen aber zum 28,6 % des gesamten touristischen Umsatzes bei. Gäste aus Übersee bevorzugen in der Regel Angebote in den höheren Preiskategorien und verzeichnen von den drei Märktegruppen die höchsten durchschnittlichen Tagesausgaben, wenn sie in der Schweiz zu Besuch sind.

Mehrere Aspekte ihres Reise- und Buchungsverhaltens machen sie zu einer Gästegruppe, die für die Gesundheit des Schweizer Tourismus unerlässlich ist: Sie buchen lange im Voraus (was den Tourismusakteuren Planungssicherheit verschafft), reisen das ganze Jahr über, also auch in der Vor- und Nachsaison (sowie ausserhalb der Schulferien und an Wochenenden) und bei jedem Wetter. Damit ermöglichen sie vielen Tourismusanbietern, den Betrieb das ganze Jahr offen zu halten – und sichern so dem Tourismus ganzjährig Arbeitsplätze. Hinzu kommt, dass der Geschäftstourismus (Kongresse, Meetings, Incentive-Reisen usw.) in hohem Mass auf Gäste aus Fernmärkten angewiesen ist. Diese spielen eine entscheidende Rolle für den Tourismus in den Schweizer Städten.

Streben nach einem ausgewogenen Märktemix

Schweiz Tourismus ST nutzte 2022 die zusätzlichen Recovery-Bundesmittel, um den Aufschwung im Schweizer Tourismus nach Abflauen der Pandemie voranzutreiben. Das war angesichts des unsicheren wirtschaftlichen und geopolitischen Umfelds umso wichtiger. Die Mittel wurden stets mit den fünf strategisch wichtigsten Tourismuszielen (siehe Broschüre Strategie und Planung 2023 bis 2025) vor Augen eingesetzt: die Gewinnung neuer Gäste, die Verbesserung der touristischen Nutzung in allen Jahreszeiten und Regionen, die Verlängerung der Aufenthaltsdauer, die Steigerung der touristischen Wertschöpfung und ein ausgewogener Gästemix von 20 % Fernmärkte, 35 % Nahmärkte und 45 % Heimmarkt. Die Diversität der Gäste im Ferienland Schweiz erhöht zudem die Widerstandsfähigkeit des Schweizer Tourismus gegenüber momentanen und zukünftigen Krisen.

Mit den Gästen aus den Fernmärkten ist die Wahrscheinlichkeit am grössten, dank ihres Reiseverhaltens und ihrer Vorlieben auf gleich mehrere dieser Ziele einzahlen zu können. Warum das so ist, zeigt sich am Beispiel des Summer Asia Camp mit dem Fokus auf die Trailrunning Community. Eine Gästegruppe, die in Asien seit der Pandemie grosse Zuwachsraten verzeichnet, gerne in der Nebensaison Ferien macht und aus Gründen der Akklimatisation grundsätzlich längere Aufenthalte bucht.