Am 24. Februar 2022 stand bei Schweiz Tourismus ST die Jahresmedienkonferenz 2022 auf dem Programm – Bilanz über die Leistungen im Jahr 2021, nach der Pandemie gab es Licht am Horizont für ST und die Tourismusbranche. Hätte man denken können. Einmal mehr jedoch gab die Weltpolitik erschreckend und gnadenlos den Takt vor. Russland griff just in dieser Zeit die Ukraine an. Wieder Krieg auf europäischem Boden, im Jahr 2022 – wer hätte das gedacht!

Die Ereignisse überschlugen sich, die Schlagzeilen ebenfalls. Statt der jährlichen Leistungsschau musste ST-Direktor Martin Nydegger nun einschätzen, was der Krieg für den Schweizer Tourismus, für ST bedeutet.

Sämtliche Aktivitäten von ST in Russland wurden sofort eingestellt. Aber die Hauptsorge galt zuallererst der betroffenen Bevölkerung. Die Bedenken und Überlegungen für den Schweizer Tourismus und die Arbeit von ST waren hier zweitrangig.

Bedeutung des Markts Russland
Nichtsdestotrotz: Russland ist ein Markt der Schweizer Tourismuswerbung, wenn auch ein relativ kleiner, zumindest bis 2019 mit weniger als einem Prozent Marktanteil (357 000 Logiernächte). Das liegt in der Grössenordnung zwischen Brasilien und Österreich. Aber Russinnen und Russen sind zahlungskräftige Gäste, die oft auch in der Nebensaison (Januar, Frühling) reisen.

Die üblicherweise starken Wintermonate Januar und Februar (bis Kriegsbeginn) hatten noch einen Rekordwinter bei russischen Gästen versprochen. 28 000 Hotellogiernächte waren da zustande gekommen. Danach folgte der Einbruch. Durch die erschwerten Reisebedingungen (nur noch umständliche und teure Flugverbindungen, Einstellung des internationalen Zahlungsverkehrs, restriktive Visumsvergabe) wurden für das ganze Jahr 2022 dann lediglich noch 103 799 Logiernächte verbucht (-71 % im Vergleich zu 2019).

Im Gegensatz zu Russland ist die Ukraine kein Quellmarkt von ST und wurde nie aktiv bearbeitet.

ST-Büro Moskau reagiert
Die Niederlassung in Moskau blieb mit einer Minimalbesetzung offen, nicht zuletzt auch, um das Netzwerk von Reiseveranstaltern und Medien vor Ort aufrechtzuerhalten und den Informationsfluss sicherzustellen. Die drei Mitarbeiterinnen wurden jedoch vollumfänglich für Projekte anderer ST-Märkte und weitere ST-Projekte sowie für Aufgaben innerhalb der Schweizer Botschaft in Moskau eingesetzt.