Quelle: Bundesamt für Statistik (BFS)

Am 15. Januar 2015 hob die Schweizerische Nationalbank den Mindestkurs von 1.20 Franken pro Euro auf. Ein schwerer Schlag für die bereits kriselnde Schweizer Tourismusbranche. Zusammen mit strukturellen Problemen, Terroranschlägen, der Flüchtlingssituation und der Wirtschaftskrise, die Europa erschütterten, verschärfte sich der schon seit der Finanzkrise 2008 anhaltende Abwärtstrend bei den Hotellogiernächten weiter. Allein der Gästerückgang aus den 16 Euroländern betrug von 2009 bis 2017 rund 28 %.

Die zeitweise Verteuerung der Schweizer Übernachtungspreise von bis zu 20 % in Folge der Mindestkursaufhebung wirkte sich aber auch auf das Buchungsverhalten der Schweizer Gäste aus, wie das Beispiel des Hotels Albergo Losone in Losone zeigt: «Ein Teil unseres Umsatzes machten wir mit Hochzeiten und Grossanlässen von einheimischen Gästen.

Innovative Hoteliers(v.l.): Diego Glaus, Albergo Losone, Losone / Philippe Attia, Chalet RoyAlp Hôtel & Spa, Villars-sur-Ollon

Wegen des starken Frankens wichen viele in diesem Zeitraum nach Italien aus. 2015 hatten wir einen Umsatzrückgang von 4 % im Vergleich zum Vorjahr» erzählt Diego Glaus, der das Tessiner Hotel seit 1995 führt.

Rückgang in den Bergebieten

Die alpinen Regionen, die traditionell häufig von europäischen Gästen besucht werden, waren von dieser Entwicklung noch stärker betroffen: 2009 vermeldete das Bundesamt für Statistik noch knapp 17,4 Millionen Hotellogiernächte.

Von 2009 bis 2015 betrug der Rückgang in den Berggebieten 11,7 %. Schwierige Rahmenbedingungen für Hotels wie zum Beispiel das bei den Franzosen und Belgiern beliebte Chalet RoyAlp Hôtel & Spa in Villars-sur Ollons, das 2008 eröffnet wurde: «Die Jahre 2015 und 2016 waren eine Herausforderung für uns. Die russischen und europäischen Gäste, vor allem jene aus Frankreich, blieben weg», erinnert sich Hotelier Philippe Attia zurück. «Die Mindestkursaufhebung war ein Sturm für das Gastgewerbe und für die Tourismusbranche. Wir selbst erhielten mehrere Zimmerstornierungen deswegen.»

Gute Nachrichten vermeldeten dafür die Städte. Sie legten von 2009 bis 2015 um 14,5 % zu. Ein wichtiger Grund dafür ist der Geschäftstourismus, der weniger sensibel auf Wechselkursänderungen reagiert.

Krise trieb Innovation voran

Bei den touristischen Leistungsträgern wuchs das Bewusstsein, dass die Abhängigkeit von den drei «Ws» (Wirtschaft, Wetter, Währung) nur durch innovative Angebote und Produkte reduziert werden kann: Beispielsweise entschied das Chalet RoyAlp Hôtel & Spa, das ganze Jahr geöffnet zu bleiben. Seine Strategie beinhaltete den Fokus auf neue Märkte und der Entwicklung von attraktiven Packages, um die Buchungen während der Nebensaison zu erhöhen. «Bei der Eroberung neuer Märkte spielten die sozialen Medien im Rahmen unserer Marketingkampagne eine grosse Rolle», so Philippe Attia. Das Hotel Albergo Losone war mit kreativen Rabatten wie der Schönwetter-Versicherung, dem Cumulus-Angebot oder dem 3-Generationenrabatt erfolgreich. «Hinzu kommt unsere klare Positionierung als Familienhotel, das mit sieben anderen Hotels unter der Marke Premium Swiss Family Hotels auftritt, und so von Crossmarketing-Effekten profitieren kann. Unser Bruttoumsatz ist 2016 im Vergleich zum Vorjahr um 6 % gestiegen und 2017 sogar um 7 %», erzählt Diego Glaus.

Der Innovationsschub war branchenweit zu beobachten – bei den Bergbahnen (z.B. die Inside Laax App, die Zermatter Skiguide App oder der Magic Pass) wie auch bei den Regionen (z.B.Ticino Ticket). Schweiz Tourismus ST unterstützte die touristischen Leistungsträger dabei mit Produkten, die aktuelle Reisetrends widerspiegeln (GToS) oder Innovationen im Digitalbereich: Dazu gehören die 2017 lancierten Online-Plattformen My Swiss Experience, der Alphütten-Finder oder die neue Mobile-Version von MySwitzerland.com. Und die im Winter 2016/2017 erstmals angebotene First Ski Experience.

Turnaround aus Europa geschafft

Dieser Strauss an innovativen Massnahmen und Projekten wirkte sich positiv auf die Hotellogiernächtestatistik 2017 aus: Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der Hotelübernachtungen aus sämtlichen Märkten um 5,2 % auf insgesamt 37,4 Millionen. Die achtjährige Durststrecke, die der Schweizer Tourismus durchlief, ist zu Ende gegangen.

Das Wachstum aus den 16 Euro-Ländern betrug 2,5 % im Vergleich zum Vorjahr 2016. Zwar verlor der Schweizer Tourismus im wichtigsten Auslandsmarkt Deutschland seit 2008 bis 2017 kumuliert 40 % der Hotelgäste, aber der Turnaround ist auch bei dieser wichtigen Gästegruppe Realität. Das zeigt das moderate Wachstum in Deutschland von 1,1 % (im Vergleich zu 2016).