Reisen bedeutet, Menschen zu begegnen, unterwegs aktiv zu sein und in die Kultur eines Landes einzutauchen. Um aber die Ausbreitung der Covid-19-Pandemie zu verlangsamen, haben sich verschiedene Schutzmassnahmen etabliert, die sich mit einer kontaktintensiven Dienstleistungsbranche wie dem Tourismus eigentlich nur schwer vereinbaren lassen. Die Schweizer Regierung hat den Spagat zwischen «Freiräume lassen» und «Einschränkungen einführen» im ersten Pandemiejahr gut gemeistert, wie die Umfrage im Rahmen einer gfs-Studie ergab: 49 % fanden diese Massnahmen ausgewogen.

Wahrnehmung des Reiserisikos reduzieren

Die Schweizer Tourismusbranche setzte in den letzten beiden Jahren Konzepte um, die auch langfristig Bestand haben sollen und mit dem Tragen von Masken, dem Abstandhalten und Hygienemassnahmen gut vereinbar sind. Denn es ist davon auszugehen, dass für die Destinationswahl in den nächsten Jahren entscheidend sein wird, wie das Ferien-, Reise- und Kongressland Schweiz die Wahrnehmung des Reiserisikos und -managements bei den Reisewilligen positiv beeinflussen kann. Eine im September 2021 veröffentlichte Studie auf der Wissenschaftsplattform Plos.org, die die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die Wahrnehmung des Reiserisikos und des Risikomanagements untersucht hatte, empfiehlt unter anderem folgende Punkte anzubieten:

  • Alternativen zu Reisen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln
  • Möglichkeiten für Online-Buchungen mit sofortiger Rückmeldung sowie Vergleichsmöglichkeiten
  • Angebote abseits der touristischen Leuchttürme
  • Hygiene- und Sicherheitskonzepte, die konsequent umgesetzt sowie gut kommuniziert werden

Die veränderten Bedürfnisse zeigten sich auch in der Schweiz, wo die Nachfrage nach Outdoor-Aktivitäten und Ferienwohnungen markant zunahm, während die Nachfrage im Städtetourismus abnahm.

Bereits 2020 lancierte Schweiz Tourismus ST das Label «Clean & Safe», das zur positiven Wahrnehmung des Reiserisikos beitragen konnte. Das Label signalisiert insbesondere den ausländischen Gästen, dass sie einen Betrieb besuchen, der sich bewusst zur Einhaltung des Schutzkonzepts verpflichtet hat. Mit dem Angebot Million Stars Hotel deckte ST weitere dieser Bedürfnisse ab. Die aussergewöhnlichen Schlaferlebnisse befinden sich an weniger bekannten Orten, meist abseits mitten in der Natur und sind zum Teil exklusiv nur für zwei Personen buchbar. Das Hotelprojekt ging 2021 in die zweite Runde, mit direkter Buchungsmöglichkeit über die Website, während die Grand Tour of Switzerland zu Touringreisen mit dem Auto inspirierte.

Umsetzung in den Winterdestinationen

Die touristischen Leistungsträger in den Winterdestinationen haben diesen Bedürfnissen ebenfalls Rechnung getragen: Die Titlis Bergbahnen AG haben zusätzliche Massnahmen eingeführt, darunter die automatische Desinfektion des Rolltreppen-Handlaufs (siehe Video) während des Betriebs. Die Experten der Weissen Arena Gruppe (Flims, Laax, Falera) haben gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen aus dem deutschen B-FAST Netzwerk und mit Experten für Labormedizin das Safe-Mountain-Konzept entwickelt. Das ab Dezember 2020 eingeführte Konzept setzte vor allem auf das strategische Testen von Gästen, Einwohnern und im Tourismus beschäftigten Personen. Eine ähnliche Strategie fuhr die Waadtländer Regierung in der Wintersaison 2020/21 mit gross angelegten Testaktionen im ganzen Kanton. In Villars beispielsweise machten während der dreitägigen Testaktion 1147 Personen auf freiwilliger Basis mit. 23 infizierte Personen konnten so frühzeitig identifiziert werden.