Deutschland ist der wichtigste Auslandsmarkt für den Schweizer Tourismus. In den Jahren 2007 bis 2009 war die Schweiz äusserst beliebt: Das Bundesamt für Statistik verzeichnete jeweils über 6 Millionen Hotellogiernächte, die auf das Konto der deutschen Gäste gingen.

Wie viel Prozent der deutschen Gäste reisen innerhalb der Schweiz hauptsächlich mit dem Zug?

0 % 10.0 % 25.0 %

Bewegen Sie den Slider an die gewünschte Stelle. Resultat anzeigen

Ihre Antwort ist richtig. right
Ihre Antwort ist fast richtig. right
Ihre Antwort ist falsch. wrong
right wrong
10.0 % 25.0 %

19.3 % der deutschen Gäste reisen innerhalb der Schweiz mit dem Zug.

Quiz wiederholen

Dann kam die Eurokrise. Die Zahlen sanken kontinuierlich, bis 2016 die Talsohle mit rund 3,7 Millionen Hotellogiernächten erreicht wurde. Obwohl der Schweizer Franken stark geblieben ist, zeigt die Kurve wieder sanft nach oben: 2017 konnte im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 1,1 % erzielt werden. 2018 war ein sehr starkes Jahr: 3,9 % mehr Hotellogiernächte generierten die deutschen Gäste im Vergleich zum Vorjahr. 2019 wurde der Aufwärtstrend zwar etwas gebremst (+ 0.9 %), aber die Prognosen der ETH-Konjunkturforschungsstelle (KOF) gehen weiterhin von einem Wachstum 2020 aus (+ 1.5 %).

Die beliebteste Tourismusregion bei den deutschen Gästen ist Graubünden, gefolgt von Zürich und Bern. Im Durchschnitt gibt jeder deutsche Gast CHF 130 pro Tag aus, ohne An- und Abreise. Das ist gleich viel wie der französische und niederländische Gast ausgibt. Am spendabelsten sind Gäste aus den Golfstaaten mit CHF 420. Der Durchschnitt liegt bei CHF 165.

Wie sich die deutschen Gäste für die Schweiz trotz ihres Rufs als Hochpreisinsel begeistern lassen, erklärt Jörg Peter Krebs, Marktleiter Deutschland.

Jörg Peter Krebs

Marktleiter Deutschland

Jörg Peter Krebs, wissen Sie, was die deutschen Gäste wollen, wenn sie Ferien in der Schweiz machen?

«Sonne, Spass, Menschen, Genuss» und «entspannen, erholen, frei sein». Bei den Ferienmotiven ist «Natur erleben» für rund 53 % der Bevölkerung ab 14 Jahren ein wichtiges Ferienmotiv, das zeigte der Tourismus Monitor Schweiz ( TMS 2017). Hier ist unser Land mit der spektakulären Natur, mit Genussferien, Entspannung und Erholung sowie «frei sein» ausgezeichnet positioniert.

Diese Angaben decken sich auch mit dem, was meine Teams in Berlin, Stuttgart und Frankfurt in Gesprächen mit Reiseexperten, Medienvertretern sowie Influencern vor Ort in Erfahrung bringen. All diese Informationen, Rückmeldungen und Daten verwenden wir dann gezielt für unser Marketing.

Wie hat sich das Gästeverhalten in den letzten zehn Jahren verändert?

Die Städte werden immer populärer. Gerade Zürich und Basel konnten in den letzten Jahren an Hotellogiernächten zulegen. Darum betreiben wir auch seit Jahren ein auf die Zielgruppe fokussiertes Städte-Marketing und können immer wieder mit kreativen Ansätzen überraschen. Zum Beispiel mit dem Thema «Streetart», das wir in diesem Jahr auf unserem Medienevent in Berlin ins Zentrum gerückt haben. Als wir mit einem besprayten Bentley vom Grand Hotel Les Trois Rois angefahren kamen, war das die Sensation!

Dann haben wir einen Rückgang bei der Aufenthaltsdauer festgestellt. Diese liegt heute bei 2,2 Tagen pro Gast und war früher höher. Wir sind ein klassisches Zweitferienland geworden. Das heisst, dass deutsche Gäste ihre Zweit- oder Drittferien bei uns verbringen. Diese fallen dann kürzer aus. Wir sehen darin aber auch Chancen: Solche Ferien fallen oft in eine Nebensaison. Und gerade im Herbst können wir mit unserem Angebot punkten.

Wie kann die Hochpreisinsel Schweiz in Deutschland punkten?

Mit Qualität, Kompetenz, Professionalität und guter Infrastruktur. Die Schweizer Hotellerie hat eine lange Geschichte und die führenden Hotelfachschulen sind hier. Das macht sich positiv bemerkbar: Die Schweizer Hotellerie erfüllt höchste Qualitätsansprüche und der Service ist hochprofessionell und doch auf Augenhöhe. Das schätzen die deutschen Gäste sehr und die Schweiz geniesst immer noch einen ausgezeichneten Ruf.

Die Erreichbarkeit der Schweiz ist natürlich ein grosses Plus. Ob mit Flugzeug, Zug oder Auto – man ist als deutscher Gast einfach sehr schnell bei uns. Und im Land selber haben wir gerade mit dem öffentlichen Verkehr ein so dichtes Netz wie sonst nirgendwo auf der Welt – kombiniert mit oftmals spektakulärer Aussicht. Ein Gast sagte uns kürzlich: «Das beste und schönste Open-Air-Kino der Welt!» Zudem schätzen die Deutschen unsere sprichwörtliche Pünktlichkeit im öffentlichen Verkehr.

Was bietet das Ferienland Schweiz, was die deutschen Gäste nicht schon von zu Hause kennen?

Abgesehen vom bereits gesagten: unsere hohen Berge! Die gibt es in Deutschland nur im äussersten Süden Bayerns. Wir aber haben hier weit mehr zu bieten und die Berggipfel sind auch bequem zu erreichen. Das ist Erlebnis und Spektakel pur! Und dann ist die Schweiz natürlich trotz der Nähe ziemlich exotisch. Die vier Sprachen, die vier Kulturen, die Vielfalt auf engstem Raum… Und für die unterschiedlichsten Interessengruppen bietet unser Ferienland aussergewöhnliche Erlebnisse und Veranstaltungen wie die Street Parade in Zürich, die Musikfestwochen in Luzern oder die herausragenden Kunstausstellungen in Basel. Eines unserer Topprodukte bei den deutschen Gästen sind und bleiben die Panoramazüge. Der Glacier Express ist sicherlich einer der bekanntesten Brands. Nicht zu vergessen das Erlebnis Schneesport. Hier sind wir einfach besser! Unsere Schneedörfer sind für die Deutschen schweizerisch «härzig» und top professionell. Übrigens: Der Schweizer Käse muss in jedem Angebot vor Ort einmal vorkommen.

Was braucht es, um wieder die Marke von 6 Millionen Hotellogiernächten zu erreichen, so wie zuletzt 2009?

Uns ist es lieber, wenn wir in Zukunft von touristischer Wertschöpfung sprechen und die Zahlen von 2009 entsprechend erreichen. Das muss unser Ziel sein. Chancen gibt es genug. Die Schweiz trifft mit vielen natürlichen und nachhaltigen Angeboten den Zeitgeist. Wir sind überzeugt, dass sich beispielsweise unsere Kooperation mit der Deutschen Bahn und unsere stark individualisierten Partnerprogramme immer mehr auszahlen. Leider können wir nicht alle externen Faktoren beeinflussen. Der Wechselkurs bleibt einer der wichtigsten Treiber für die Entwicklung im deutschen Markt. Wir werten die 3.9 % Wachstum bei den Hotellogiernächten 2018 bereits als grossen Erfolg.