Vision

Im Schweizer Tourismus herrscht landesweit Prosperität vor. Leuchttürme mit internationaler Strahlkraft sowie die kleinen, feinen Tourismusanbieter sichern sich Margen und dadurch Erneuerungskraft.

 

Jean François Roth, welche Bilanz ziehen Sie nach zwölf Jahren Eintauchens in den Schweizer Tourismus?
Im Jahr 2008 begann meine Amtszeit mit einem erfolgreichen Jahr und einer Rekordzahl an Übernachtungen, vor allem dank den europäischen Gästen. Unmittelbar danach hat uns die wirtschaftliche Situation bestraft – und ab 2015, mit dem Wegfall des festen Eurokurses der Schweizerischen Nationalbank, hatten wir eine Vielzahl von Europäerinnen und Europäern verloren. Der Trend hat sich nun wieder gewendet. Und ich denke, dass der Wandel und die Innovationen, die in den schwierigen Jahren in der Branche stattfanden, den Schweizer Tourismus für die Zukunft gestärkt haben.

Ich hatte das Privileg, einige Höhepunkte zu erleben: Unter anderem die drei Finanzierungsperioden von Schweiz Tourismus ST durch das Parlament, das Jubiläum unserer Organisation und die Einführung des Produkts Grand Tour of Switzerland – als Ergebnis einer ausgezeichneten Zusammenarbeit zwischen Regionen, Destinationen und Leistungsträgern. Besonders in Erinnerung bleiben mir auch die zwölf Ausgaben des Schweizer Ferientags, der sich bis heute zu einer Veranstaltung voller Interaktion und Austausch entwickelt hat. 

Was können wir aus den Veränderungen lernen, welche die Branche in zwölf Jahren geprägt haben?
Drei Aspekte haben mich besonders beeindruckt: Einerseits das starke Wachstum der asiatischen Märkte. Andererseits die fortschreitende Digitalisierung, die uns sehr präzise Möglichkeiten bietet, das Gästeverhalten und sich abzeichnende Reisetrends zu analysieren. Dies ist für Marketingaktivitäten unerlässlich, da diese zunehmend auf die Bedürfnisse bestimmter Gästesegmente ausgerichtet sind. Und schliesslich, dass heute die Zusammenarbeit notwendiger denn je ist, um zu investieren und um innovativ zu sein. ST spielt eine verbindende Rolle bei der Zusammenarbeit aller Akteure auf nationaler Ebene. Diese Rolle ist entscheidend für eine ausgewogene Entwicklung in der Tourismusbranche und ganz im Sinne unserer Vision: eine landesweite Prosperität herzustellen.  

Welche Themen werden die Branche in Zukunft beschäftigen?
Die Klimaerwärmung und die Notwendigkeit, zur nachhaltigen Entwicklung des Tourismus beizutragen. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, verfügt die touristische Schweiz über viele Vorteile. Und ich bin überzeugt, dass ST auch bei der Entwicklung eines nachhaltigeren und vernünftigeren Tourismus einen entscheidenden, einigenden Einfluss auf den Erfolg der Branche haben wird.

Meilensteine

In den zwölf Jahren, in denen Jean-François Roth den Vorstand von Schweiz Tourismus ST präsidierte, durchlief der Schweizer Tourismus wesentliche Entwicklungen. 2008 resultierte ein Rekord bei den Hotellogiernächten, danach wirkte sich der starke Franken negativ auf die Übernachtungszahlen aus – insbesondere bei den europäischen Gästen und in den Bergregionen. Diese turbulenten Jahre brachten zudem Veränderungen bei der Gästeherkunft und den Reisegewohnheiten mit sich. Für das zweite Jahrzehnt hat der Vorstand nun die folgenden Tourismusziele für ST festgelegt: Neugäste gewinnen, Logiernächte und Frequenzen erhöhen, Aufenthaltsdauer verlängern, Wertschöpfung steigern, Balance (zeitlich, räumlich, Gästemix) anvisieren.

 

Brigitta M. Gadient übernimmt 2020 Präsidium

Brigitta M. Gadient ist die erste Frau in der über 100-jährigen Geschichte von Schweiz Tourismus, die das Amt der Präsidentin übernehmen wird. Die Bündnerin war von 1995 bis 2011 Nationalrätin. Heute amtet sie als Präsidentin der Fachhochschule Graubünden (FHGR) sowie Vizepräsidentin des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK) und arbeitet als Juristin in ihrem eigenen Büro für Rechts-, Organisations- und Strategieberatung in Chur.